Europäische Biber in Luxemburg: neue Broschüre der Naturverwaltung

Mit "Europäische Biber in Luxemburg" legt die Naturverwaltung eine Broschüre neu auf, die 2004 erstmals unter dem Namen "Biber in Luxemburg" erschienen war. 

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Europäische Biber in Luxemburg: neue Broschüre der Naturverwaltung
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Stand die Wiederbesiedlung Luxemburgs und der umliegenden Regionen durch den Biber damals eher noch am Anfang, so hat sich diese Tierart seitdem wieder fest etabliert. Ein landesweites Bibermonitoring im Winter 2021 hatte ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt 80 bekannte Biberreviere in Luxemburg zu finden waren. Es könnten natürlich noch weitere Biberstandorte existieren, die unentdeckt geblieben sind.

Die neue Broschüre soll vor allem für die große Öffentlichkeit Informationen über diese spannende Tierart liefern und die Wichtigkeit ihrer Rückkehr für die Natur und uns Menschen beleuchten. Die Broschüre wurde komplett neu aufgelegt, mit zahlreichen Farbfotos, die größtenteils an Luxemburgs Gewässern entstanden sind. Die Broschüre "Europäische Biber in Luxemburg" ist gratis erhältlich unter der Nummer (+352) 247-56652.

Der Biber ist das größte wildlebende Nagetier Europas. Einst war er europaweit verbreitet, doch eine unerbittliche Bejagung wegen seines Pelzes, seines Fleischs und dem sogenannten Bibergeil (ein Drüsensekret welchem man potenzsteigernde und heilende Wirkung nachsagte) brachten ihn an den Rand der Ausrottung. Für Luxemburg geht man davon aus, dass er vor etwa 200 Jahren ausstarb. Seine erfolgreiche Rückkehr konnte nur durch eine strenge Unterschutzstellung sowie diverser Wiedereinbürgerungsprojekte in Europa stattfinden. Für Luxemburg relevant waren vor allem die Projekte in Belgien, in der Nordeifel, im Saarland und entlang der Obermosel (Frankreich) in den 1980er und 1990er Jahren. Durch seine eigene Wanderkraft gelang es dann dem Biber viele weitere seiner natürlichen Verbreitungsräume langsam wieder zurück zu erobern. Auch in Luxemburg, wo man die natürliche Einwanderung aus den umliegenden Ländern einer aktiven Wiederansiedlung vorzog, ist dieser faszinierende Umweltgestalter wieder heimisch. Vor rund 10 Jahren konnte man anfangen, von einer kleinen Biberpopulation in Luxemburg zu sprechen. Die spektakulären Spuren seiner Anwesenheit können mittlerweile in fast allen Ecken des Landes erneut beobachtet werden.

Schwerpunkte der aktuellen Verbreitung sind die Obersauer, die Alzette, die Eisch und die Attert. Es ist davon auszugehen, dass diese Ausbreitung weitergehen wird. Die sensationelle Rückkehr des Bibers ist jedoch nicht nur positiv für Naturliebhaber, sondern auch für das ganze Ökosystem. Der Biber ist ein fleißiger Bauunternehmer: er fällt Bäume, baut Dämme und Burgen, gräbt Röhren und Kanäle und schafft so ein vielfältiges Mosaik an Kleinlebensräumen wie Teiche und Feuchtwiesen, welche für zahllose seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten von großer Wichtigkeit sind. Durch diese kostenlosen Renaturierungsaktivitäten der kleinen Bäche tragen Biber auch zum Klimaschutz bei, da die so geschaffenen Feuchtgebiete als Karbonspeicher agieren. Auf Grund der großen Vorteile des Bibers für die Biodiversität und für den Wasserschutz wird er in der Ökologie als eine sogenannte Schlüsselart bezeichnet.

Jährlich werden die zweijährigen Biber aus den elterlichen Biberrevieren vertrieben, und begeben sich dann auf die Suche nach einem neuen Revier. Angesichts der Tatsache, dass die Jungbiber dabei nachgewiesenermaßen oft 20-40 km, manchmal sogar über 100 km wandern, können sie in Luxemburg überall auftauchen, wo es Wasser und Vegetation gibt, denn das ist alles, was sie brauchen. Diese Wanderungen geschehen meist im Mai, wo also oft neue Standorte besiedelt werden. Da Biber über die Sommermonate eher Krautvegetation fressen statt Bäume zu fällen, und somit eher diskret sind, bleiben die neuen Reviere oft bis zum Spätsommer oder gar bis zum Herbst unentdeckt. Geht die Vegetation zurück, fällen Biber vermehrt Bäume, um an die dünnen Zweige der Krone zu gelange, die sie fressen. Dadurch fällt ihre Anwesenheit in dieser Jahreszeit natürlich sofort auf.

In Einzelfällen kann es auch zu Konflikten mit menschlichen Interessen kommen. Für diese Fälle wurde zusammen mit Vertretern aller Interessensgruppen ein Aktions- und Managementplan für den Umgang mit Bibern in Luxemburg erstellt, der sowohl zeigt, was man für den Schutz des Bibers machen kann, wie auch, wie Konflikte entschärft und gelöst werden können. Zusätzliche Informationen, konkrete Beratung oder Hilfe können interessierte und betroffene Bürger im besagten Aktions- und Managementplan finden (www.emwelt.lu) oder direkt bei der Naturverwaltung erfragen. In diesem Kontext ruft die Verwaltung dazu auf, alle Hinweise auf Biberaktivität über biber@anf.etat.lu zu melden.

Mehr über Biber und andere Säugetiere erfährt man im Buch "Säugetiere Luxemburgs" von Laurent Schley & Jan Herr (ISBN 978-2-9199511-0-9).

Pressemitteilung der Naturverwaltung

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